INNER // FLORENTINE MÖHRLE

VIEW // PILVI

Pilvis Werdegang ließt sich ordentlich. Zunächst eine Ausbildung zur Grafikdesignerin bei ihrem Vater, dem etablierten Künstler Peter Möhrle. Dann die Ausbildung zur Modedesignerin bei Kehrer. Schon ging es ab nach Berlin in eine alkoholfeste irische WG, um dort eineinhalb Jahre bei Unrat & Strano im Design zu arbeiten. Fertig mit dem Für-umsonst-Arbeiten in Berlin und zurück in Stuttgart, erstmal zum leider nicht mehr vorhandenen Flashgib. Von dort den Weg in den Vertrieb gefunden und Solid aufgemischt um dann zur Farbeweiss zu wechseln, wo die heute 31 Jährige nun seit geraumer Zeit das Fluxus und so einiges mehr schmeißt.

IV: Pilvi, du hast schon viel gemacht und man darf sagen, Design begleitet dich seit eh und je.
Wer oder was würdest du sagen, hat dich hier am meisten beeinflusst?

PILVI: Mein Vater. Durch seine Entscheidung für die Kunst, seinem Beruf als Grafikdesigner und seinem Hang zu Interior, habe ich als Kind sicher mehr Zeit auf Ausstellungen, als auf dem Spielplatz verbracht. Das habe ich schon als Kind sehr gemocht und ich denke, dass hat einen großen Einfluss auf meine Interessen die ich mittlerweile ja selbst als Beruf lebe, gehabt.

IV: Woher kommt dein Kürzel Pilvi?

PILVI: Haha. Das ist mein zweiter Name. So steht er auch in meinem Ausweis. Finnisch steht das für Wolke. Meine Eltern waren wohl sehr begeistert von einer Frau, die einst für diesen Namen gekämpft hat, da er früher nicht zugelassen war.



IV: Medien wie Instagram, Pinterest, Facebook und Co. haben mittlerweile einen großen Einfluss auf Kunst und Design. Auch für Fotografen ist es ein beliebtes Instrument Feedback und Reichweite oder auch Einfluss durch die eigenen Arbeiten zu erhalten. Wie stehst du zu diesen Medien?

PILVI: Ich mag das direkte Verhältnis zwischen mir und dem meist unbekannten Betrachter, die unverfälschte, rationale und ehrliche weil fremde Kritik (oder natürlich das ein oder andere schöne Kompliment, das darauf folgt.)

IV: Du hast über 5600 Abonnenten auf Instagram und dein Profil wächst täglich. Siehst du Instagram noch als privates Profil oder ist es für dich eine Möglichkeit deine Kunst zu teilen? 

PILVI: Ich instagramme für mich. Am Anfang schon für Freunde, persönliche Momente, gemeinsame Aktivitäten wurden als Tagebuch geteilt. Mittlerweile nur noch für mich. Ich mache auf eine subtile Weise meine emotionalen Zustände sichtbar: Da ich kein Mensch grosser Worte bin fällt es mir leichter mich in Bildern auszudrücken. Wirklich enge Freunde können es ein wenig lesen, für alle anderen sind es einfach Bilder die vielleicht wieder ein eigenes vielleicht sogar ganz anderes Gefühl auslösen. Ich verwende keine Hashtags, lasse somit alles offen.

Also ja, geändert habe ich mich. Es ist kein -„ich bin gerade“- „ich mach gerade“- oder -„ich esse gerade“- Medium mehr für mich sondern eine kleine Galerie meiner Seelenlandschaft. 













 

IV: Setzt dich das Interesse an deiner Fotografie und deinem Instagram Profil in deinem Tun unter Druck? Oder kannst du es noch wie am Anfang, ganz für dich genießen?

PILVI: Ich kann das ganz für mich genießen. Aber natürlich macht einen die Bestätigung glücklich. 

IV: Momentan bekommst du viele Anfragen für Features und Magazine. Blogs wollen über dich berichten und mehr über dich und die Fotografie erfahren. Motiviert dich das vielleicht sogar, noch mehr zu machen?

PILVI: Am liebsten würde ich nur noch Fotos machen.

IV: Das heißt, man kann dich auch für Jobs und Auftragsfotografie buchen?

PILVI: Sehr gerne sogar. Hochzeiten auf denen die Brautjungfern auf Befehl hüpfen oder kichern oder sonst gestellte Fotografie fallen mir allerdings schwer. Ich mag es den natürlichen Moment zu erwischen oder einen Ausschnitt von etwas festzuhalten.








 

IV: Was machst du, wenn du von der Welt nichts wissen willst?

PILVI: Dann mache ich meine Wohnungstür zu, Handy lautlos und schaue Adventure Time.

IV: Was würdest Du am liebsten machen, wenn alles möglich wäre?

PILVI: Leben und geben. Ich würde von der Fotografie gut leben wollen und nebenher die Zeit haben Sinnvolles zu tun. Heisst: nachhaltig helfen oder unterstützen, an welcher Ecke auch immer, da gibt es ja leider genug. Nicht mehr abends im Bett liegen und sich fragen für wen oder was ich mich da jetzt den ganzen Tag eingesetzt habe und mit welchem Sinn. Da bin ich jetzt schon einen Schritt weiter seit ich nicht mehr für die Mode-Industrie arbeite, aber noch lange nicht an dem Punkt, an dem ich stolz auf sinnvolle Projekte zurück schaue. Voller Zuversicht in die Zukunft blicken, immer schon ohne Plan und Sorge weil es eh anders kommt als man denkt aber immer richtig, inklusive dem ein oder anderen  Rückschlag. Denn auch die sind wichtig. Nur alles mit ein wenig mehr Zeit für die Leidenschaften.

Das wäre schön.